- oder: wie alles begann... -
Kapitel I: Agrarpolitik in Deutschland, oder: "So, wie es nicht laufen soll"
Wir möchten einen kleinen, aber feinen Biobauernhof aufbauen, der nach und nach langsam wachsen soll. Es soll ein klassischer Bauernhof werden, wie man ihn kennt – von früher, aus seinen Vorstellungen und aus Kinderbüchern – und im Endeffekt so wie er sein soll. Denn solche Höfe werden immer weniger.
Die deutsche Landwirtschaft ist geprägt von teils riesigen Landwirtschaftsbetrieben, die einzig auf Effizienz, Masse und immer günstigere Preise ausgelegt ist. Dabei bleiben Natur- und Umweltschutz, Tierwohl, Produktqualität und auch der Spaß an der Landwirtschaft weit mehr, als auf der Strecke; sowohl bei den Verantwortlichen, als auch bei dem Endkunden. Immer größere „Agrarfabriken“ verdrängen die klassische, bäuerliche Landwirtschaft durch das Prinzip der Masse. Gerade hier in der ehemaligen DDR ist dies noch signifikanter zu beobachten. Solch eine industrielle Landwirtschaft wird sogar durch die Politik gefördert. Und die Verantwortlichen rechtfertigen sich damit, als dass sie sagen, sie würden nur das produzieren, was der Kunde kauft - im Discounter. Aber so einfach ist es nicht. Die industrielle Landwirtschaft hat sich in die Abhängigkeit des Handels begeben, der die Preise diktiert und immer weiter drückt. Die Politik schaut tatenlos zu. Jeder Betrieb muss dabei um Gedeih und Verderb wachsen und immer „kostengünstiger“ produzieren oder muss aufgeben. In den letzten zwanzig Jahren hat sich die Anzahl der Landwirtschaftsbetriebe in Deutschland um nahezu die Hälfte reduziert, während sich die durchschnittliche Betriebsfläche mehr als verdoppelt hat. Diese Effizienz und die günstigen Preise sind nur durch fehlende Nachhaltigkeit und fehlende Transparenz zu schaffen. Wenn man die Schäden an Umwelt und Natur, die heute irreparabel entstehen, auf die Preise aufschlagen würde, wären die Endpreise gar nicht mehr günstig. Außerdem zahlt der Bürger auf die billigen Preise im Handel sowieso drauf durch seine Steuergelder, die als EU-Agrarsubventionen in ungerechter Verteilung wieder auf den Betrieben landen. Auch dadurch können die Preise im Handel immer billiger werden. Die Energiewende und die falsche Förderpolitik geben ebenfalls ihren Beitrag dazu: Der Biogas-Boom verschandelt die Landschaft noch mehr. Riesige Maismonokulturen kennzeichnen die Agrarwüsten in Deutschland, in Brandenburg und auch in Schönberg. Dabei setzt die Landwirtschaft immer mehr Pestizide und mineralische Düngemittel ein, um die Erträge zu steigern bzw. die ohnehin schon utopischen Erträge zu halten, denn die Schäden durch diese „Landwirtschaft“ nehmen immer mehr zu und führen immer mehr zu Ertragseinbrüchen. Es wird Feuer mit Feuer bekämpft. Humus auf den Äckern geht unwiederbringlich verloren, weil Fruchtfolgen nicht eingehalten werden. Der Nitratgehalt im Grundwasser nimmt stetig zu, weil Betriebe mit Riesenställen, in denen die Tiere auf Spaltenböden gehalten werden, nicht wissen, wohin mit ihrer Masse an Gülle. Artenschwund in der Natur ist zu beobachten, weil alle Ackerwildkräuter mit Roundup-Glyphosat weggespritzt werden, da sie angeblich Konkurrenz in Nährstoff- und Wasserangebot gegenüber der „Marktfrucht“ darstellen. Mit den Ackerwildkräutern schwinden die nützlichen Insekten, mit ihnen Vögel, Amphibien, Reptilien, wie Schlangen und Eidechsen, kleinere Insekten- und Pflanzenfresser, die Beutetiere für größere Jäger darstellen, wie Raubvögel, Füchse, Dachse, auch Luchse, Bären und auch dem Wolf. Es blühen kein Klatschmohn und keine Kornblumen mehr in den Feldern. Es werden ganze Nahrungsketten unterbrochen. Aber die Natur und die Evolution wehren sich. Es entstehen Resistenzgene gegen Glyphosat & Co. Sowohl in Pflanzen, als auch in Tieren. Dafür erfindet die Industrie immer wieder neue Mittel, um gegen „Schädlinge und Konkurrenzpflanzen“ zu kämpfen. Ein Teufelskreis entsteht. Es wird eben Feuer mit Feuer bekämpft.
Kapitel II: Agrarindustrie in Schönberg
Wir haben Ihnen auf der Startseite beschrieben, wie schön es bei uns ist. Das ist keine Lüge. Aber wir wollen Sie auch nicht täuschen, so wie die Landwirtschaft es sonst mit Ihnen tut. Bei uns ist es sehr schön, sonst wären wir nicht hier in Schönberg. Aber wenn man die Augen etwas weiter aufmacht und den Blick schweifen lässt, dann sieht man eben all das, was wir Ihnen oben beschrieben haben. Auch in Schönberg gibt es riesige Maiswüsten. Die KTG Agrar SE, der größte Agrarkonzern Deutschlands, hat auch seit 2004 in Schönberg ihr Unwesen getrieben. Auf ehemaligen volkseigenen Flächen der LPG‘s, die sie sich mit Preisen unter den Nagel gerissen haben, bei denen ortsansässige Bauern einfach nicht mithalten können, haben sie seit 2004 rund um Schönberg Mais für „umweltfreundlichen Biogasstrom“ angebaut. Ohne Fruchtfolge, ohne organischen Dünger, ohne Untersaat, mit Tonnen von Pflanzenschutzmitteln und mineralischen Düngern - und dies auf unseren ohnehin schon schwachen, sensiblen, märkischen Böden. Seit 2004 in Folge. Der Boden ist klinisch tot. Er riecht auch nicht (mehr) angenehm aromatisch nach Erde. Er riecht einfach gar nicht mehr. Es wächst auch nichts mehr auf ihm, außer der Mais. Es wächst kein einziges Pflänzchen Beikraut mehr, selbst Monate nachdem der Mais geerntet ist. Der Boden liegt „nackt“ den Elementen ausgeliefert dar. Das ist fast so, wie wenn man zu Hause auf Watte in der Küche Kresse anbaut.
Kapitel III: Unsere Bienen und die Gründe für die Betriebsgründung
Wir haben den Betrieb aus folgenden Gründen ins Leben gerufen: Der erste Grund ist der Protest gegen eine solche Agrarindustrie und Agrarpolitik. Der zweite Grund ist unser Gewissen, dass wir nicht einfach mehr in den Supermarkt gehen können, um irgendwas zu kaufen, von dem wir nicht wissen, wo es herkommt. Daher möchten wir die Verantwortung übernehmen und „die Sache“ selbst in die Hand nehmen, um uns, und alle Gleichgesinnten mit vielfältigen, gesunden, ökologisch-nachhaltigen Lebensmitteln zu versorgen. Dadurch, dass wir hier draußen auf dem Land wohnen, haben wir sozusagen fast die Pflicht, und vor allem die Möglichkeit dazu, Landwirtschaft zu betreiben und Nahrungsmittel zu erzeugen. Und zu guter Letzt hat uns einfach der Spaß, die Leidenschaft und das Interesse an der Landwirtschaft zur Betriebsgründung bewegt.
Unsere Bienen finden ab Anfang Juli, mit dem Ende der „natürlichen“ Blüte, mit der Linde, nichts mehr
zu fressen. Das „Bienenjahr“ endet mitten im Jahr, weil in der Landwirtschaft nichts mehr wächst, was blüht. Daher dachten wir uns, wenn „unsere Bienen kein blühendes Feld finden, müssen wir eben
das blühende Feld erschaffen.“ Damit fing es im Sommer 2016 an, als wir 0,25 Hektar Brachfläche mühevoll rekultivierten und Phacelia einsäten, die ab Mitte September bis zum ersten Frost Ende
November, blühte und den Bienen als Tracht mit wertvollem Pollen und Nektar diente. Wir haben keinen guten Phacelia-Honig geerntet, um den Bienen ihr natürliches Winterfutter zu lassen und wegen
der bereits erfolgten Varroamilbenbehandlung, die außerdem keine Honigernte mehr möglich machte.
Kapitel IV: Unsere Vorsätze
Das alles möchten wir ausbauen. Auch unser Betrieb soll wachsen, nach und nach, aber mit unseren guten Vorsätzen. Der klassische Biobauernhof soll uns selbst, und alle, die möchten und mitmachen wollen, mit so viel Lebensmitteln versorgen, wie die Natur und Kreativität hervorbringen können. Dabei steht an erster Stelle die Natur. Das Leben mit der Natur, im Einklang mit ihr, nicht von ihr. Denn sie ist das, was uns am Leben erhält. Und das kann mit solcher Schönheit und Vielfalt geschehen, wie es kaum vorstellbar ist. Der Hof soll langsam, aber sicher wachsen, ohne dass Konsum und Profit auch nur annährend dazu gehören dürfen. Getreu nach den Prinzipien der Nachhaltigkeit, Vielfältigkeit, und Natürlichkeit. Dabei könnte eine Art "Solidarische Landwirtschaft" entstehen. Helfer sind stets willkommen mit allem, was sie beitragen können. Gegenleistung könnte in materieller Form von Nahrungsmitteln erfolgen. Wem es nicht möglich ist zu helfen, kann einen Obolus für die Dinge zahlen, die die Natur und der Hof erzeugen. Aber ganz ohne Geld geht es nun mal nicht. Geld soll jedoch umgehend wieder in den Hof, in Geräte und Maschinen, in Saatgut, oder neue Tiere und Werkzeuge und vieles mehr investiert werden.
Gerade hier, auf den schwachen Böden Brandenburgs, werden nur noch vereinzelt wirklich Lebensmittel erzeugt, aber dass das möglich ist, steht außer Frage. Dass ein Konzept wie das der KTG Agrar SE nicht aufgehen kann, zeigt aktuell die Insolvenz des größten deutschen Agrarkonzerns, der auch die Maisfelder rund um Schönberg aus dem Boden stampfte.
Kapitel V: Die Umsetzung
Wir möchten, dass alle genau wissen, wo ihre Lebensmittel herkommen, und wie sie erzeugt wurden, wenn sie sie von uns bekommen.
Aktuell schenken uns der Hof und die Natur Honig von unseren Bienen. Es gibt Honiglikör, Marmelade, diverses Obst und Gemüse aus dem eigenen Garten und den Gewächshäusern, sowie Getreide und Leindotteröl. Annährend 70 Weihnachtsbäume sind gepflanzt (denn ein Weihnachtsbaum muss nicht 40 Euro kosten, er kann auch im Garten wachsen). Außerdem wird Bantam Zuckermais (bantam-mais.de) angebaut. Zukünftig sollen auch Kartoffeln angebaut werden. Den Träumen und Wünschen sind keine Grenzen gesetzt. Es sollen Brotgetreide, und diverse Ölpflanzen, sowie heimische Leguminosen angebaut werden, denn es ist nicht nötig, Gensoja aus Brasilien zu importieren. In der Biolandwirtschaft ist es unbedingt nötig, eine stabile, vielfältige Fruchtfolge aufzubauen, um Nützlinge zu fördern und Schädlinge zu minimieren, und auch um wirtschaftlich auf vielen, breiten Standbeinen zu stehen. Von den Ölpflanzen, wie zum Beispiel Lein, Leindotter, Senf, Raps, Hanf, Mohn könnten gesunde Pflanzenöle für Salate oder zum Kochen produziert werden. Durch Direktvermarktung, ohne Umwege über den Handel, sollen unsere Produkte erschwinglich bleiben. Natürlich soll auch eigenes Futter für Tiere angebaut werden. Bei den Hoftieren möchten wir besonders darauf achten, alte, aber robuste, gesunde Rassen anzuschaffen, um ihre Werte und ihre besonderen Genreserven zu bewahren. Das Ziel ist der Aufbau eines hofeigenen Stoffkreislaufs. Alles was man dem Boden entnimmt, soll ihm mit dem Dung der Tiere, abgelagert als Kompost, zurückgegeben werden.
Das alles soll nicht abgeschottet passieren, sondern natürlich offen und transparent, wie oben beschrieben. Wir wollen allen Interessierten das näher bringen, was wir tun, und natürlich sind wir auch auf ihre Hilfe angewiesen. Eine Hand wäscht die andere.
Damit wollen wir etwas Gutes erschaffen.
Weil eine Landwirtschaft, die blüht und vielfältig ist, einfach mehr Spaß macht!